EPOMM e-update July 2017
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Liebe Leserinnen und Leser,

Tourismus- und Freizeitverkehr ist ein wichtiges Ziel von Mobilitätsmanagement. Durch die Gewährleistung von Mobilität und Erreichbarkeit kann Mobilitätsmanagement dabei helfen, Besucherflüsse zu regeln, Luftschadstoffe zu reduzieren und den Erwartungen der Touristen und BewohnerInnen gerecht werden. In diesem e-update beschreiben wir einige herausragende Beispiele zu diesem Thema und hoffen, interessante Einblicke anbieten zu können

 

Die Auswirkungen des Tourismus auf das Klima


Simulierte Bedingungen für den Sommertourismus in Europa für 2071-2100/PESETA I – zum Vergrößern anklicken

Für die meisten Urlaubsreisenden bedeutet das Verkehrsmittel ein Mittel zum Zweck, d.h. nicht mehr als eine Methode, um das Ziel bequem, schnell und kostengünstig zu erreichen. Die Art des Verkehrsmittels ist für gewöhnlich von untergeordneter Bedeutung, außer wenn das Fahrzeug an sich ein wesentliches Element darstellt, z.B. auf einem Radurlaub.

Während in den vergangenen Jahren die Zahl der alltagsbezogenen Personenkilometer in europäischen Städten nur langsam angestiegen ist, wächst die Langstreckenmobilität (> 100 km pro Weg) weiterhin deutlich (siehe auch die ifmo Studie aus 2014 Langstreckenmobilität – Aktuelle Trends und Zukunftsperspektiven.

Ein geschätzter Wert von fünf Prozent aller anthropogen verursachten CO2-Emissionen stammt aus dem Sektor Tourismus (siehe auch Climate Change and Tourism, Responding to Global Challenges, 2008 UNWTO), und etwa die Hälfte aller weltweiten Tourismuswege fällt in Europa an.

 

Massentourismus bedroht die historischen Städte Europas


Photo: REUTERS/STRINGER/ITALY

Kulturell reiche Städte ziehen viele BesucherInnen an und generieren dadurch sowohl Erlöse als auch Kosten. Überwiegen die Kosten die Vorteile, ist Tourismus nicht mehr tragfähig und es bedarf neuer Strategien. Im Zuge der Erstellung von Leitlinien, die historischen Städten dabei helfen sollen, die Touristenströme in geeigneter Form zu steuern, analysierte die Universität Venedig den Tourismus-Markt und die diesbezüglichen Maßnahmen in sieben historischen Kulturstädten. Diese Untersuchung zeigt, dass Tourismus nicht nur die Dynamik der lokalen Volkswirtschaften, sondern auch die Intaktheit der historischen Städte und die Lebensqualität der BewohnerInnen gefährden kann.

Einige Fakten zum Nachdenken:

  • Venedig: 60.000 Einwohner – 22 Millionen Besucher pro Jahr, zwei Millionen davon kommen mit Kreuzfahrtschiffen, 80 Prozent sind Tagesbesucher (d.h. bleiben nicht über Nacht oder länger)
  • Amsterdam: 840.000 Einwohner – 17 Millionen Besucher pro Jahr, 9,8 Milliarden Euro Umsatz (von dem ein hoher Anteil an internationale Investoren geht).
  • Brügge: 118.000 Einwohner – 7,8 Millionen Besucher pro Jahr, 444 Millionen Euro Umsatz pro Jahr.

Der Autor der Studie, Prof. Jan Van der Borg (KU Leuven und Universität Venedig) forscht seit vielen Jahren an diesem zunehmenden Phänomen und warnt, dass die negativen Auswirkungen des „überfallsartigen“ Massen-Städtetourismus größer sein können als die daraus resultierenden Gewinne.

 

Die Botschaft ist einfach


Created by Vvstudio - Freepik.com

Die Kombination von nachhaltiger Mobilität und nachhaltigem Tourismus bietet Chancen und Möglichkeiten für die traditionellen Mobilitätsmanagementstrategien.

Ein Grund dafür ist, dass die Qualität von Freizeit- und Tourismusaktivitäten umso positiver erlebt wird, je höher die Qualität der Umwelt am Zielort ist. In diesem Kontext sind Menschen für Strategien, die in Richtung einer Verminderung des motorisierten Individualverkehrs gehen, eher empfänglich; und zwar nicht nur, weil sie die kurzfristigen Effekte in der von Ihnen besuchten Region sehen (in Bezug auf Staus, Lärm und Schadstoffemissionen), sondern auch aufgrund der bestehenden emotionalen Verbindung zwischen Erholung und einer sauberen Umwelt.

Die grundlegende Idee muss sein, die Beziehung zwischen der Qualität des Tourismusangebots und der Erholungsqualität; sowie den Einfluss, den nachhaltiges Mobilitätsverhalten auf beides hat, bewusst zu machen.

 

Sechs Inseln, ein Ziel: Bessere nachhaltige Mobilität für Urlaubsgäste und Einheimische



CIVITAS DESTINATIONS erstellt ein integriertes Konzept für Mobilität und Tourismus und analysiert ausgewogene Strategien, mit denen Städte und Regionen den steigenden Herausforderungen dieser wachsenden Sektoren begegnen und eine nachhaltige Entwicklung und bessere Lebensqualität erreichen können. Einige Beispiele:

  • Mit dem Unterkunfts- und Mobilitätspaket auf der Insel Elba, kooperieren Reiseveranstalter, Hotels und Campingplätze mit den Verkehrsbetreibern, um spezielle Pakete anzubieten, die Unterkünfte und z. B. öffentliche Verkehrsmittel beinhalten.
  • Das Projekt SMART-Destination in Las Palmas de Gran Canaria sammelt Daten darüber, wo und wie Touristen unterwegs sind. So können die beliebtesten Wander-, Rad- und öffentlichen Verkehrswege klar identifiziert werden. Diese Daten helfen dabei, neuartige lokale Maßnahmen im Bereich der Freizeit- und Tourismusmobilität zu entwickeln.
  • Durch attraktive und gut zugängliche öffentliche Räume sollen in Limassol nachhaltige Mobilitätsdienste für Touristen an bestimmten Umsteigestellen geschaffen werden. Die Maßnahme zielt auch darauf ab, intermodale Freizeitmobilität zu fördern und die schönsten Orte der Stadt möglichst umweltschonend erreichen und besichtigen zu können.
  • Die Umsetzung eines nachhaltigen regionalen Mobilitätsplans für Madeira wird dazu beitragen, Mobilitätsdaten zu sammeln und die Verkehrsplanung aller regionalen Verkehrsakteure, Verkehrsträger und der Verkehrsinfrastruktur zu unterstützen.
  • In Rethymno auf der griechischen Insel Kreta wird eine Machbarkeitsstudie durchgeführt, um ein tragfähiges Business Case für die Einführung einer sich selbst finanzierenden Green Mobility Card zu entwickeln. Diese soll als Zahlungsmittel dienen und Anreize für die Nutzung nachhaltiger Mobilitätsoptionen für Touristen als auch Einheimische beinhalten.
  • Mit dem Green Mobility Hotel Award wird in Valetta ein Wettbewerb für Hotels ins Leben gerufen, um Maßnahmen zur Förderung und Angebotsschaffung nachhaltiger Mobilität zu entwickeln. Die Maßnahme mit der besten Bewertung soll umgesetzt werden.
 

Malerische Alpendörfer schaffen ein Angebot für grüne Mobilität





Der Dachverband Alpine Pearls verbindet 24 der schönsten alpinen Dörfer in Österreich, Frankreich, Deutschland, Italien, Slowenien und der Schweiz in ihren Bemühungen nach sanfter Mobilität und klimaschonendem Urlaub. In den Ferienregionen, die sich „Perlen“ nennen, werden spezielle autofreie Aktivitäten angeboten, die ideal auf die Bedürfnisse der Gäste abgestimmt sind und gleichzeitig volle Mobilität garantieren. Das Mobilitätsangebot beginnt mit der Anreise im Zug oder mit dem Bus zum Urlaubsort.

In jedem der „Perlen“-Urlaubsorte sorgen zahlreiche Shuttleservices, Wander- und Skibusse, Taxi-Angebote, E-Pkw, Fahrräder und E-Bikes für ein umfangreiches Mobilitätsangebot für Urlauber, ohne dadurch die Umwelt übermäßig zu belasten. Als weiteren Schwerpunkt bieten die „Perlen“ Gäste- & Mobilitätskarten, die freien Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln ermöglichen.

Einer der “Perlen”, die Gemeinde Werfenweng in Österreich, ist zusätzlich Partner im Projekt EuroSen – Europe for Seniors – das vom COSME Programm der Europäischen Union gefördert wird. Hauptzielgruppe von EuroSen sind Senioren. Die Idee dabei ist, dass Gastgeber aus der Region den Urlaubsgast wie ein Familienmitglied willkommen heißen und ihn an ihrem Alltag und ihren Traditionen teilhaben lassen. Dadurch können die Gäste fremde Regionen und Kulturen mit den Augen eines Einheimischen kennenlernen und Teil der Ortsgemeinschaft werden.

 

Mobilitätsmanagement für Freizeit und Tourismus: Ein Förder- und Beratungsprogramm aus Österreich


(c) TVB Alpbachtal / TirolerSeenland / Gabriele Grießenböck

Zielgruppe des österreichischen klimaaktiv mobil Beratungs- und Förderprogramms „Mobilitätsmanagement für Freizeit- und Tourismus“ sind Tourismusregionen, Tourismusanbieter und andere Akteure im Tourismus- und Freizeitbereich. In der Beratung werden Informationen über Best Practice Beispiele und konkrete Ideen für geeignete Mobilitätsmaßnahmen diskutiert. Darüber hinaus wird Beratung über Fördermöglichkeiten angeboten, die oft ein Sprungbrett für Folgeprojekte in noch größerem Maßstab darstellen können. Christine Zehetgruber von komobile präsentierte “10 Jahre Mobilitätsmanagement für Freizeit und Tourismus durch klimaaktiv mobil” auch bei der letzten ECOMM in Maastricht.

Die Region "Wilder Kaiser” in Tirol ist ein typisches Beispiel dafür, dass eine Region ein neues Mobilitätsangebot eingeführt hat – in diesem Fall einen E-Bike-Verleih – und nach einigen Jahren zusätzliche Mobilitätsangebote umsetzte: einen Wander- und Skibus sowie eine Gästekarte. Ein weiteres Beispiel ist der Tourismusverband Neukirchen in Salzburg. Hier wurden neue Wanderbusse realisiert und gemeinsam mit dem regionalen öffentlichen Linienverkehr als kostenloses Angebot für Gäste in die „Wildkogel Card“ integriert. Aufgrund des großen Erfolges wurde dieses Gästekartensystem auf die gesamte Nationalpark-Ferienregion mit insgesamt 19 Gemeinden erweitert und in „Nationalpark Hohe Tauern Sommercard mobil“ umbenannt. Die Karte steht Gästen ab einer Nächtigung kostenlos zur Verfügung. In der ersten Saison wurden über 56.000 Karten ausgegeben und ebenso viele kostenlose Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln registriert.

Einer der jüngsten strategischen Meilensteine des Programms war die sektorübergreifende Zusammenarbeit zwischen den österreichischen Ministerien für Wirtschaft, Verkehr und Umwelt. Eines der Ergebnisse dieser Zusammenarbeit ist der Tourismus-Mobilitätstag, eine jährliche öffentliche Fachveranstaltung für die Tourismus- und Verkehrsbranche. Die nächste Konferenz findet am 19. Oktober 2017 in Werfenweng statt und wird anlässlich der österreichischen Präsidentschaft der Alpenkonvention alpenweit organisiert.

Im Rahmen der interministeriellen Kooperation wurde weiters die Broschüre (Anleitung für PraktikerInnen: „Wie wird meine Tourismusdestination nachhaltig mobil?“) veröffentlicht. Sie beinhaltet eine solide Grundlage für Tourismusdestinationen, um neue oder zusätzliche Maßnahmen zur Förderung nachhaltiger Mobilität ihrer Gäste zu ergreifen.

 

Corporate Identity und Touristenkarte fürs Radfahren


Created by Stephanie2212 - Freepik.com

Radfahren ist in der Provinz Westflandern eine der beliebtesten Freizeitaktivitäten. Gemeinsam mit der Landesregierung erweiterte die Gemeinde Westtoer ihr Angebot für Radfahren als Freizeitgestaltung. Neben der Schaffung neuer Fahrradangebote wollte Westtoer das Radwegenetz für den Freizeitverkehr als Partner des IEE-Projektes STREAM weiter entwickeln.

Als Rückgrat des Radwegenetzes wurden alte Gleisanlagen und Radwege entlang von Flüssen und Kanälen definiert. Das ausgewählte Design der Infrastruktur basiert auf dem „Look and Feel“ einer alten Bahnstrecke. Auf der Basis dieses Designs entwarfen die Landschaftsarchitekten unterschiedliche Elemente, die entlang der Bahnstrecke verwendet werden, wie Rastplätze, ein Fahrradpark, Meilensteine, Wegekreuzungen und Informationstafeln. Da die alten Eisenbahnwege den Radfahrern nicht sehr bekannt waren, waren Information und Wegweiser besonders wichtig.

 

Resümee


Created by Freepik

Im Projekt TRANSDANUBE wurden die folgenden Grundsätze und Empfehlungen für eine nachhaltige Mobilität innerhalb des Donauraums festgelegt. Diese können von jeder europäischen Stadt oder Region genutzt werden, um nachhaltige Mobilität mit nachhaltigem Tourismus zu verknüpfen:

  1. Verkehrsanbieter und Tourismusbehörden müssen ein umfassendes Verständnis für die Herausforderungen der Mobilität erreichen und an vertikal und horizontal integrierten Lösungen arbeiten.
  2. Der Verkehrssektor muss eine kundenorientierte Auswahl an qualitativ hochwertigen, gesundheitsfördernden, umweltschonenden, energieeffizienten und CO2-neutralen Mobilitätsangeboten anbieten (insbesondere Bahn- und Busverbindungen, Fahrradangebote und Boote).
  3. Der Technologiebereich muss benutzerfreundliche Kommunikationstechnologien entwickeln und neue emissionsarme bzw. emissionsfreie Fahrzeuge, die mit erneuerbaren Energiequellen betrieben werden, zur Verfügung stellen.
  4. Tourismus- und Freizeitziele müssen eine ausgezeichnete Anbindung an den lokalen und regionalen Verkehr bieten, eine einfache An- und Abreise ermöglichen, sowie umweltfreundliche Mobilitätsangebote (auch für die „letzte Meile“) bereitstellen: Öffentlicher Verkehr, flexible Verkehrsangebote, Shuttle-Services, Vermietung von umweltschonenden oder emissionsfreien Fahrzeugen, Wander- und Spazierwege, Radwege, Pferdekutschen etc.
  5. Die Tourismusbranche muss neue, attraktive Angebote schaffen, die umweltschonende Mobilitätslösungen beinhalten.
 

Genießt die Urlaubszeit!

 

Bevorstehende Veranstaltungen

Für weitere Veranstaltungen besuchen sie bitte den EPOMM Kalender.

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