EPOMM e-update September 2017
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Liebe Leserin, Lieber Leser,

Neue Dienstleistungen formen die Mobilitätslandschaft, ermöglicht durch neue Technologien und Innovationen. Diese haben das Potenzial, auf bestehende Strukturen und Lösungen disruptiv zu wirken, neue Märkte zu gestalten und gesellschaftliche Änderungen herbeizuführen. Ein Aspekt dieser Änderungen ist ein sehr klarer Trend hin zu gemeinsamer, sprich geteilter Mobilität (shared mobility). Mit diesem e-update hoffen wir Ihnen einen Überblick über diesen Trend und seine Herausforderungen geben zu können.

 

Zu Beginn …



Die Zukunft gemeinsamer Mobilität vorauszusagen ist eine herausfordernde Aufgabe, zumal es sich dabei um ein komplexes gesellschaftliches Phänomen handelt. Wie Le Vine anmerkt: “Die Frage ist nicht, ob Carsharing günstiger ist als das eigene Auto im Besitz, das ist es fast immer. Die Frage ist vielmehr, ‘Kann ich meinen Lebensstil durch Carsharing nachhaltiger gestalten?’, und wie kann ich das mit dem Abtausch vergleichen, dass ich mich nicht um Fixkosten, Versicherungsgebühren und sonstigen Aufwänden herumschlagen muss?’”.

 

Meine – Deine – Unsere


CIVITAS WIKI elaboration on Deloitte Consulting (2015)

Mobilitätsdienstleistungen werden zunehmend koordinierter und führen zu einem “Mobilitätsökosystem”. Folgerichtig wird, wie im CIVITAS Policy Note Smart choices for cities angemerkt, Mobilität mehr und mehr als eine einheitliche und durchgängige Dienstleistung gesehen, anstatt einer Serie unterschiedlicher Services verschiedener Anbieter. Viele Menschen in europäischen Städten suchen täglich nach den besten Mobilitätoptionen (bzw. einer Kombination dieser) – ein bisher unbekannter flexibler Ansatz. Man könnte argumentieren, dass zukünftige innovative Mobilitätsdienstleistungen mehr die Integration unterschiedlicher Transportmodi im Fokus haben als die Verbesserung einzelner Modi.

NutzerInnen sind nun direkt Teil der Mobilität, indem sie ihre Ressourcen (Autos), ihre Zeit, ihre Meinungen und ihr Feedback zu Dienstleistungen mit anderen NutzerInnen teilen können. Damit tragen sie zum Aufbau eines Angebots von Mobilitätsdienstleistungen bei, wie das früher nicht der Fall war.

  • Nach PricewaterhouseCoopers könnten fünf “Sharing”- Sektoren bis zu 30 Million € an globalen Einnahmen bis 2025 bringen (peer-to-peer Finanzierung, Online Personal, peer-to-peer Unterkünfte, Carsharing und and Musik/Video Streaming)
  • Gemäß Roland Berger Strategy Consultants macht gemeinsame Mobilität in großen Städten Nordamerikas, Europas und Asiens rund 10% des öffentlichen Personennahverkehr aus, 2014 war das lediglich 1%.
  • Und schenkt man einer Studie Glauben, die 2015 in den USA durchgeführt wurde, haben 8% aller Erwachsenen an irgendeiner Form geteilter Mobilität teilgenommen und 1% waren bereits Erbringer von Mobilitätsdienstleistungen, indem sie z.B. ihr Fahrzeug für Fahrgemeinschaften oder auch im Rahmen von Carsharing zur Verfügung gestellt haben.

 

Das neue Paradigma der Mobilität 2.0:


Source: Created by Snowing - Freepik.com

Der Mobilitätssektor bewegt sich Richtung gemiensamer Nutzung und wird dabei getrieben von einigen Megatrends:

  • neue Verbraucherkultur: In den Industrienationen und anderen hochentwickelten Ländern wächst eine neue Generation von KomnsumentInnen heran, die mit der Nutzung eines Produktes zufrieden ist, ohne dieses besitzen zu müssen.
  • Ressourcenknappheit: Knappe Rohstoffe führen zu höheren Energiepreisen und zur vermehrten Nachfrage nach effizienten Mobilitätsdienstleistungen und –technologien. Weiters ist in vielen Städten kein Platz mehr vorhanden, die Verkehrsinfrastruktur maßgeblich auszudehnen. Und schließlich fehlt vielerorts ganz einfach das Geld, um in neue teure Infrastruktur zu investieren.
  • Digitalisierungsprozess und immerwährend online: Die Innovation im Bereich der informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) schreitet schnell voran und bringt umfassende Möglichkeiten mit sich, Menschen, Dinge und Prozesse über das Internet zu verbinden.
  • Demographische Trends: Weltweit wachsen die Städte, die damit gezwungen sind, nach intelligenten, dekarbonisierten Lösungen für Verkehrsprobleme wie Klimawandel, Staus, Lärm, Luftverschmutzung zu suchen.
  • Der kombinierte Effekt dieser Faktoren zeitigt wachsenden Einfluss auf Autobesitz und –nutzung. Autos werden generell weniger als eine Stunde am Tag (und selten 10% des Tages) genutzt und daher mehr und mehr als ineffizientes und unterausgelastetes Gut angesehen.

 

Eine Landschaft von Neuanfängen


Source: Created by flaticon

Die Rahmenbedingungen könnten besser nicht sein für Neueinsteiger in die shared mobility. Dieser sehr dynamische Markt bietet viel Raum für Innovation. (Roland Berger Strategy Consultants, 2014). Gemeinsame Mobilität gewinnt an Boden. 2025 werden Millionen von Menschen Produkte nutzen und teilen sowie auf intelligente und kreative Weise ganz selbstverständlich verlinken.

Der Triumph der ‘shared mobility‘ wird auch der Elektromobilität zum langerwarteten Durchbruch verhelfen. In großen Städten werden E-Fahrzeuge weiter verbreitet sein als Verbrenner. Manchmal wird man bewusst nach den alten Verbrennern Ausschau halten müssen. Netzwerke geteilter Mobilität tragen zu hoher Fahrzeugdichte und einem hohen Nutzungsgrad bei, das nächste Sharing-Fahrzeug wird durchschnittlich nie mehr als 200m entfernt sein. Das ist einer der Gründe, warum StädterInnen den Besitz eines Autos aufgegeben haben werden, und andere werden ihrem Beispiel folgen. Wachstumsmöglichkeiten für geteilte Mobilität können wie folgt definiert werden:

  • Carsharing: durchschnittlich sind Autos 23 Stunden am Tag geparkt und sind also Stehzeuge. Daher gibt es viele unterschiedliche Möglichkeiten, individuelle Mobilität besser durch Teilen mit anderen zu organisieren.
  • Fahrgemeinschaften: Fahrgemeinschaften in Echtzeit werden zu einem wichtigen in der Organisation smarter Mobilität auf Kurz- bis Mitteldistanzen. Busse, Züge und Taxis waren bisher attraktiver, sind aber auch oft zu unbequem, zu unflexibel oder zu teuer.
  • Bike sharing/Fahrrdleihsysteme: In vielen eutropäischen Städten ist das Fahrrad auf dem Vormarsch. Und einige Städte haben große Pläne: Kopenhagen will den Anteil des innerstädtischen Radverkehrs bis 2025 auf 50% steigern.
  • Parkplatz teilen: Parkplatzsuchverkehr macht bis zu 30% des innerstädtischen Verkehrs aus, egal zu welcher Tageszeit. Smarte Kommunikation und das Teilen privater Parkflächen eröffnen hier einen riesigen Markt.
 

Teilen heißt Kooperation


Source: Created by freepik

Neben dem konventionellen ÖV werden in Städten und Gemeinden immer öfter Autos und Fahrräder geteilt und zwar sowohl peer-to-peer (also im privaten Bereich, auch C2C-consmer to consumer genannt), als auch im B2C-Modus (business to consumer). Viele dieser Modelle haben aber noch nicht richtig “abgehoben”, weil noch unterschiedliche Geschäftsmodelle getestet werden. “Warum ist das Innovationspotential noch nicht entfesselt?“ fragt Arthur D. Little in der Studie The Future of Urban Mobility 2.0, und hält folgende Antwort bereit: “Dafür gibt es einen Hauptgrund: das Management städtischer Verkehrsanbieter ist ein zu fragmentiertes und feindliches Umfeld, als dass es Innovationen zulassen würde. Unsere urbanen Managementsysteme erlauben keinen Wettbewerb zwischen Marktteilnehmern bzw. keine Entwicklung von Geschäftsmodellen, die Angebot und Nachfrage in ein natürliches Gleichgewicht bringen würden. Es ist eines der zähesten und forderndsten Systeme für Akteure im Mobilitätsökosystem.”

 

(Nicht) wie gehabt - Business (not) as usual


© Holding Graz

Obwohl Teilen oft als Aushängeschild eines komplett alternativen Wirtschaftssystem gesehen wird, hat geteilte Mobilität nichts mit Non-profit Gemeinschaftsmarktansprüchen zu tun. So auch in der Publikation How new businesses are rewriting the rules of the private transportation game (Roland Berger Strategy Consultants, 2014).

So hat z.B. der Carsharing-Anbieter ZipCar in Österreich seine Geschäftstätigkeit im August 2017 eingestellt. Als Konsequenz entwickeln nun andere Anbieter ihre Systeme weiter, darunter jenes der Stadt Graz tim, welches nicht nur Autos anbietet, sondern auch Fahrräder und E-Taxis. Aber auch die Österreichischen Bundesbahnen weiten mit rail&drive ihr Carsharing Angebot an Bahnhöfen aus.

Ebenso in Österreich hat der chinesische Bikesharing Anbieter Ofo sein Geschäft mit vorerst 200 Fahrrädern in Wien gestartet, fast gleichzeitig ebenso der asiatische Anbieter o-bike. Im Gegensatz zum etablierten Betreiber Citybike mit mehr als 1.200 Fahrrädern sind Ofo und o-bike nicht standortbasiert und als ‘free-floating‘ (dockless) Systeme konzipiert.

Seit September 2017 sind "Billy Bikes" in einer Testphase in Brüssel am Markt (Elsene, Etterbeek und in Teilen des Zentrums). Für 15 Minuten zahlt man ca. €2. Bezahlt und das Fahrrad entsperrt und versperrt wird via Smartphone App.

DriveNow, das free floating Carsharing-Angebot von BMW und Sixt, hat seine Dienste neulich in Lissabon, Portugal aufgenommen. €5 Millionen wurden investiert und vorerst kommen 211 Fahrzeuge zum Einsatz inkl. 11 Elektroautos. 48 km2 Stadtfläche werden “bespielt”. Investiert hat mit der Brisa Gruppe ein Infrastruktur- und Mobilitätsbetreiber. Nach Kopenhagen und Helsinki, ist Lissabon also das dritte DriveNow-Franchise.

 

VeloCittà – Die Plattform für Städte & Bike Sharing


VeloCittà project http://velo-citta.eu

Das europäische Projekt VeloCittà hat sich selbst neu erfunden um zu ‘VeloCittà, der Plattform für Städte & Bike share’ zu werden. Diese initiative ist keinen Moment zu früh gekommen, zu Zeiten, wo asiatische Leihradanbieter die Straßen europäischer und amerikanischer Städte überschwemmen. In einigen Städten sind diese “free floating” Systeme willkommen (Mailand, Florenz, Minneapolis), jedoch sind die Erfahrungen nicht überall positiv, wie etwa in Manchester. Amsterdam, Dublin oder auch in China selbst scrambles to tame the bike chaos.

Weitere alarmierende Neuigkeiten kommen von der Fahrradindustrie selber; ein 50-seitiger Bericht stellt die Herausforderungen dar: “Wenn Investoren nicht an den Rädern bzw. den Sharing-System interessiert sind, sondern nur Data-Mining betreiben wollen, könnte es sein, dass sie und Technologieunternehmen sehr bald in andere Sektoren investieren, wo auf einfache Weise Daten zu holen sind. Dabei blieben dann -im wahrsten Sinne- haufenweise Fahrräder auf öffentlichen Flächen liegen”. Eine neue Alternative setzt sich neuerdings am Markt durch: feste Docking-Stationen werden durch sogenannten “Geo Fence Zones” ersetzt, also elektronische abgegrenzte Gebiete, um das drohende Chaos unter Kontrolle zu halten. Weitere Infos dazu unter anderem auf VeloCittà’s news-article blog.

Autor: Pascal J.W. van den Noort | Vélo Mondial|E-mail

 

Was die Zukunft bringen mag


Created by Jannoon028 Freepik.com

Wie oben gesagt, die Zukunft der geteilten Mobilität vorauszusagen, ist eine Herausforderung und evtl. unmöglich. Aber die shared mobility gewinnt definitiv an Boden.

Sehr attraktiv an den neuen Mobilitätsservices ist der Umstand, dass sie so bequem und einfach zu nutzen sind. Vergleichsplattformen ermöglichen die Wahl des geeignetsten Angebots von unterschiedlichen Betreibern, unterschiedliche Service- und Qualitätsniveaus können via App gebucht werden: Das Teilen von Privat zu Privat ist die günstigste Option; der Peris steigt mit wachsenden Angeboten an neuen Fahrzeugen in allen erdenklichen Kategorien, mit Satellitennavigation und Staumeldungen in Echtzeit. Zusätzliche Angebote lassen KonsumentInnen auch andere Glieder von Mobilitätsketten buchen, von Fahrrädern über öffentlichen Verkehr bis zu Flugtickets.

Heute kann sich niemand mehr eine Welt ohne Smartphones vorstellen, shared mobility kann nun auch als Massenphänomen angesehen werden.

 

Bevorstehende Veranstaltungen

  • 6th International Conference - Towards a Humane City
    26 – 27 October 2017 | Novi Sad, Serbia
    www.humanecityns.org
  • 2nd International VeloCittà Conference & 2nd Bikeconomy Forum
    16 – 17 November 2017 | Rome, Italy
    www.velo-citta.eu
  • Act TravelWise Annual Conference – Forward Thinking, Future Planning
    25 January 2018 |Birmingham, UK
    www.acttravelwise.org/events

Für weitere Veranstaltungen besuchen sie bitte den EPOMM Kalender.

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