ENDURANCE e-update November 2014
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Liebe Leserin, lieber Leser,

Sustainable Urban Mobility Plans (kurz S.U.M.P., dt.: Nachhaltige urbane Mobilitätspläne) wurden von Menschen für Menschen entwickelt. Im Vergleich zur traditionellen Verkehrsplanung erfordert der S.U.M.P. Ansatz zusätzliche Fähigkeiten, die oft über jene der kommunalen Bediensteten hinausgehen. Ebenso erfordert dieser Ansatz eine neue Art zu Denken und das Aufbrechen bisheriger Strukturen zwischen einzelnen Abteilungen und Politikbereichen. Beamte und lokale PolitikerInnen sollten gemeinsam an einem Strang ziehen, um eine gemeinsame Vision für die Stadt vertreten zu können. In diesem e-update wollen wir Mittel und Wege aufzeigen, die Städte und Gemeinden dabei unterstützen sollen das vorhandene Humankapital bestmöglich zu nutzen.

 
Reminder: The call for papers for the ECOMM2015 is open, deadline is 9 December. For submission of abstracts, please go to the submission site.
 

 

Von PolitikerInnen und EntscheidungsträgerInnen unterstützte Entscheidungen




Lucia Ilieva

Eine wesentliche Herausforderung für lokale PlanerInnen am Beginn des Prozesses besteht darin, EntscheidungsträgerInnen vom Mehrwert nachhaltiger urbaner Mobilitätspläne zu überzeugen. Wichtig dabei ist es zu verstehen, dass ein S.U.M.P. nicht noch ein zusätzlicher Plan sein soll. Er baut auf der bestehenden Verkehrsplanung auf, allerdings mit einem anderen Ansatz. Wir haben im Folgenden die wesentlichen Eigenschaften und Vorteile dieses Ansatzes in diesem Infofolder für PolitikerInnen und EntscheidungsträgerInnen zusammengefasst.

Das Beispiel Tallinn, Estland, zeigt, dass es auch nach einer offiziellen Unterstützungserklärung schwierig sein kann, einen S.U.M.P. Prozess zu starten. Ein wichtiger Meilenstein für die Stadt war das Sustainable Urban Mobility Forum 2012 mit TeilnehmerInnen aus politischen Parteien, Stadtabteilungen und NGOs. Die Veranstaltung endete mit einer inspirierenden Rede mit 10 Empfehlungen von Eric Britton von EcoPlan (hören Sie sich das audio recording ab 1:30 an). Anschließend versprach der stellvertretende Bürgermeister, dass die Stadt einen S.U.M.P. entwickeln wird. In den darauffolgenden Jahren wurde die Einbeziehung des S.U.M.P. im Stadtbudget jedoch immer wieder verschoben. Ironischerweise war die Tatsache, dass die Opposition explizit nach einem S.U.M.P. verlangte, der Sache eher hinderlich als dienlich.

In Bulgarien ist der politische Wille in den Städten recht hoch, aber das Haupthindernis liegt in der Finanzierung.

„Das Endurance-Projekt hat dabei geholfen die Vorteile eines S.U.M.P. stärker ins Bewusstsein bulgarische Städte zu rücken. Mit derzeit17 Städten in unserem Netzwerk, werden wir in der Lage sein, städtischen Mobilitätsplänen in Bulgarien einen deutlichen Schub zu geben. Das Hauptproblem ist jedoch, dass wir eine große Verzögerung innerhalb der Prioritätssetzung für die Strukturfonds feststellen. Unsere Gemeinden zählen hauptsächlich auf europäische Gelder für die Finanzierung ihrer S.U.M.P. s."

Lucia Ilieva - Nationale Kontaktstelle für ENDURANCE in Bulgarien

 

Fähigkeiten - Managementplan


Foto von Indo Consul / CC BY-SA 3.0

Wenn eine Stadt dazu bereit ist, den Vorgang zu starten, gilt es zunächst die Verfügbarkeit der Humanressourcen zu überprüfen, also das Vorhandensein von Personal und den entsprechenden Fähigkeiten. Die benötigten spezifischen Fähigkeiten für die Umsetzung eines S.U.M.P-Prozesses überschreiten oft die Fähigkeiten der MitarbeiterInnen einer Behörde. Zusätzliche Expertise kann durch Ausbildung, Einstellung von zusätzlichem Personal oder die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren erworben werden und - falls nötig – durch die Vergabe von Werkverträgen eingebracht werden. Bei der Rekrutierung von Personal sollten Kommunen in Erwägung ziehen auch Personen ohne verkehrsspezifischen Hintergrund für bestimmte Aufgaben (z.B. Marketing) anzustellen, um neue Perspektiven einzubringen. Bei der Einstellung von externen ExpertInnen achteten etwa die politischen Verantwortlichen der Region Bristol darauf, das Personal direkt in die Projektteams zu integrieren. Dieser Ansatz gewährleistete, dass durch die enge Zusammenarbeit in einem multidisziplinären Team die Stärken und Fähigkeiten der „Inhouse“-MitarbeiterInnen ausgebaut und weiterentwickelt werden konnten. (Quelle:. S.U.M.P. Richtlinien, S. 102)

 

Wie Fähigkeiten und Kenntnisse unsere Entscheidungen prägen


Foto von DARPA

Unser Wissen, vergangene Entscheidungen und Kompetenzen beeinflussen uns in Bezug auf die Strategien und Lösungen, die wir beschließen anzuwenden. Dies wurde in einer schwedischen Studie von VTI aufgezeigt. Seit den 1990er Jahren haben schwedische Gemeinden politische Ziele zur Verringerung der Pkw-Nutzung gesetzt, um gleichzeitig die Anteile an Zu-Fuß-Gehen, Radfahren und die Benützung der öffentlichen Verkehrsmittel zu erhöhen. Dennoch steigt der Anteil der Autofahrten immer noch. Eine Studie in vier Gemeinden ergab, dass diese fehlenden positiven Ergebnisse von der Tatsache herrühren, dass die zugrunde liegenden Prinzipien der Verkehrsplanung und Verkehrsoptimierung immer auf den PKW Verkehr ausgerichtet waren und auch die Ausbildung und die Praxis von VerkehrsplanerInnen. Dadurch konzentriert sich dieses Prinzip auch auf die funktionale Konstruktion von Straßennetzen, Straßenplanung und andere Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen. Diese Denkweise hat u.a. beim Thema Radfahren zwar Geschwindigkeit und Strömung verbessert, nicht aber die Anzahl der RadfahrerInnen. (Bericht auf Schwedisch, englische Zusammenfassung auf S. 7)

 

Die Zusammenarbeit zwischen Abteilungen


Quelle: Do the Right Mix

Koordination innerhalb verschiedener Politikbereiche ist eine große Herausforderung und kann sogar zu Konflikten mit anderen Plänen führen. Aber durch Koordination können verschiedenen Ansätze, Wissen und Fähigkeiten der verschiedenen Abteilungen und Politikfelder einer Gemeinde zusammengeführt werden. Dies wiederum kann Innovationen und Verbesserungen mit sich bringen. Die Zusammenarbeit kann durch die Einrichtung eines SUMP-Komitees bzw. einer sektorübergreifenden Arbeitsgruppe, die gemeinsame Aktionen entwickeln und regelmäßig kommunizieren und gemeinsame Treffen abhalten gesichert werden. Eine entsprechende Absichtserklärung kann die Einführung eines solchen Ausschusses bekräftigen.

Politikintegration war eines der Hauptthemen des Europäischen SUMP Awards 2013. Sieger war Rivas Vaciamadrid, Spanien, wo das Mobility Department in einer höheren Körperschaft, der so genannten „Area of Sustainable City“ eingegliedert ist, die Bereiche wie Stadtraumplanung, Baumaßnahmen und Infrastruktur umfasst. Für den S.U.M.P. arbeiten sie auch mit Abteilungen aus anderen Bereichen, wie zum Beispiel Sicherheit, Bildung, Gesundheit, Kinder und Jugend, PensionistInnen, Sport und Soziales zusammen. Der zweite und dritte Platz der S.U.M.P.-Auszeichnung ging an Straßburg, Frankreich und Vitoria-Gasteiz, Spanien.

 

Europäische und nationale Projekte ebnen den Weg


Helfried Kreiter



In vielen Städten waren europäische Projekte oder nationale Programme ein Sprungbrett in Richtung ressortübergreifende Zusammenarbeit und eine erfolgreiche Planung. „In den vergangenen Jahren waren wir an zahlreichen Projekten beteiligt, die die Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen gefördert haben“, sagt Helfried Kreiter von der Umweltabteilung der österreichischen Stadt Judenburg. „Wir sind ein Teil des Covenant of Mayors und des österreichischen e5-Programms. Im Rahmen dieser Initiativen haben wir einen nachhaltigen Energie-Aktionsplan im Jahr 2012 entwickelt. Haupttreiber für den Start eines SUMP-Prozesses war unsere Teilnahme am ADVANCE-Projekt. Dank all dieser Projekte haben wir gelernt mit verschiedenen Abteilungen zusammenarbeiten. Die Zusammenarbeit hat sich definitiv durch den S.U.M.P. Prozess intensiviert, und hat darüber hinaus die Zusammenarbeit in anderen Themenbereichen erleichtert." Lesen Sie hier das vollständige Interview mit Herrn Kreiter.

Nach dem Gewinn des S.U.M.P. Awards 2013 sagte Jorge Romea Rodríguez, Leiter der Abteilung für Umwelt und Mobilität von Rivas Vaciamadrid: "Einer der wichtigsten Faktoren der uns half unsere Ziele zu erreichen, war die von der Europäischen Kommission zur Verfügung gestellte Möglichkeit, mit anderen Städten durch organisierte Netzwerke zusammen zu arbeiten. "(Quelle: Do the right mix).

Durch den Austausch von Erfahrungen und Fachexkursionen können Projektteams eine Menge von konkreten und guten Beispielen aus anderen Städten und Ländern lernen. Im Rahmen von EU-Projekten besteht oft die Möglichkeit, an die entsprechenden Kontakte und die Finanzierung für diese Art von Tätigkeiten zu kommen, z.B. durch den „CIVITAS Aktivitäten Fonds“ (nächste Gespräch im Jahr 2015Tatsächlich wurden die nationalen ENDURANCE Netzwerke geschaffen, um diese Art von Austausch innerhalb eines Landes zu fördern und Städten zu helfen, Informationen, ExpertInnen und Best Practice-Beispiele aus anderen Ländern zu finden. Kontaktieren Sie Ihre nationale ENDURANCE Kontaktstelle noch heute und profitieren Sie von unserem umfangreichen Netzwerk und S.U.M.P-Wissen!

 

Willkommen im Netzwerk!



Einer der jüngsten Newcomer im ENDURANCE Netzwerk ist die Stadt Löwen, womit die Anzahl der Städte im belgischen Netzwerk auf acht steigt. Die Stadt überarbeitet zeitgleich ihren Mobilitäts- und Flächennutzungsplan unter Zuhilfenahme eines integrierten Ansatzes. Die zentrale Idee ist "räumliche Nähe als die beste Mobilitätspolitik". Die Stadt will sich als Markenzeichen der Klimapolitik positionieren, und damit bis 2030 in enger Zusammenarbeit mit den BürgerInnen und Interessensgruppen von Löwen klimaneutral werden. In Zukunft werden Zugangsbeschränkungen für Pkws in weiten Teilen der Stadt ausgeweitet werden. Ebenso braucht der öffentliche Verkehr eine Neuausrichtung, mit weniger Busverkehr durch die Innenstadt und eine Verschiebung zu kleineren und umweltfreundlicheren Fahrzeugen.

 

Weiterführende Literatur



  • Die neue europäische Plattform für S.U.M.P. auf Eltis enthält die offiziellen S.U.M.P. Richtlinien und viele weitere Materialien.
  • Das Ostseeraum Kompetenzzentrum SUMP, welches innerhalb des CIVITAS DYN@MO Projekts entwickelt wurde, vereint das Wissen und gute Beispiele für eine nachhaltige Mobilitätsplanung in der Ostseeregion. Ebenso wird ein S.U.M.P. Kompetenzzentrum in Koprivnica, Kroatien, konstituiert werden um den Wissenstransfer in Kroatien und Südosteuropa zu gewährleisten.
  • Das CH4LLENGE Projekt entwickelte das Tool KONSULT, um der Tatsache, dass die Städte oft nicht über die gesamte Palette von verfügbaren Maßnahmen im Bilde sind, entgegenzuwirken. Das Tool umfasst einen Maßnahmen-Generator, der Städten jene politischen Maßnahmen aufzeigt, die für sie von besonderem Interesse sein könnten.
  • Wenn Ihre Stadt in einem Gebiet mit mehreren städtischen Zentren liegt, können Sie das Poly-SUMP-Werkzeug verwenden, um ein "Poly-Centricity-Profil" für Ihre Region zu generieren: ein Spinnendiagramm, dass Ihnen ermöglicht die wichtigsten Variablen der Raumplanung und Mobilität gleichzeitig zu vergleichen. Mehr Informationen dazu auf der Poly-SUMP Website.
  • Das Projekt PUMAS widmet am 26. November ein eintägiges Seminar dem Thema der institutionellen Zusammenarbeit.
  • QUEST ist ein Qualitätsmanagement-Tool welches dazu entwickelt wurde, kleinen und mittleren Städten bei der Umsetzung und Weiterentwicklung ihrer nachhaltigen Mobilitätspolitik und Umsetzung von Maßnahmen durch einen externen Sachverständigen - den Quest Auditor – zu unterstützen.
  • Das ADVANCE Audit vergleicht die Mobilitätsplanung einer Stadt mit einem idealen nachhaltigen städtischen Mobilitäts-Planungsprozess.
 

Die nächsten Events

 
  • PUMAS Seminar über institutionelle Zusammenarbeit
    26. November 2014 - München, Deutschland
    www.pumasproject.eu
  • Verkehrssicherheit: gesellschaftliche Herausforderungen, Forschungslösungen
    4-5 Dezember 2014 - Die von Genua, Italien
    http://ec.europa.eu/

Weitere Veranstaltungen finden Sie im EPOMM Kalender.

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