EPOMM e-update March 2014
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Lieber Leserin, lieber Leser,

Teilen ist eines der ersten Dinge, die wir als Kinder lernen. Im Prozess des Erwachsenwerdens, vergessen wir das offensichtlich und füllen unsere Häuser mit einer Vielzahl an großen und kleinen Besitztümern, die wir im besten Fall dann auch wirklich ab und an verwenden. Nun scheint eine Trendwende einzutreten. Das “Sharing” – also das Teilen – ist zum unübersehbaren Trend geworden. Zahllose Internet-Plattformen bieten Güter für alle Lebenslagen zum Teilen an. Dieses e-update beschäftigt sich mit Sharing-Initiativen im Bereich der Mobilität. Wir werfen auch einen Blick auf die größere gesellschaftliche Bewegung, als Teil derer sich die Initiativen verstehen und auf die Rolle, die Städte in dieser Bewegung spielen können.

 

Gemeinsame Nutzung unserer Mobilität


Bitlock lets you share your bike with your smartphone - copyright Mesh Motion Inc

Seit unserem letzten E-Update zum Thema car sharingund bike sharing, wurden mehrere neue Sharing-Initiativen im Bereich der Mobilität entwickelt. In den Niederlanden wurde eine Kombination aus traditionellen, firmeneigenen Auto-Sharing mit Peer-to-Peer-Carsharing MyWheels geboren. Spinlister hat erfolgreich einen Markt für Peer-to-Peer-Bike-Sharing gestartet, an dem sich bereits 10.000 Benutzer mit 2.000 Fahrrädern auf der ganzen Welt beteiligen. Die Technologie, um Autos mit dem Smartphone zu öffnen, steht nun auch für die Peer-to-Peer-Bike-Sharing-Initiative BitLock und für das Peer-to-Peer-Carsharing mit Systemen wie Keyzee zur Verfügung. Und noch mehr Sharing-Technologie wird mit dem Auto verknüpft. In Portugal entsteht, nach der Idee von Robin Chase, dem Gründer von ZipCar in den USA und BuzzCar in Paris, jetzt mit Veniam auch ein Projekt, das Einzelwagen in wifi-Hotspots verwandelt und damit ein günstiges, belastbares Wireless-Netzwerk für alle schafft.

Auch die öffentlichen Verkehrsmittel, deren ureigene Idee ja schon die gemeinsame Mobilität ist, entkommen dem Hype der gemeinsamen Nutzung nicht. Sehr zum Leidwesen der nationalen Eisenbahnen, haben niederländische Bahnreisende begonnen, ihre nicht gestempelten Bahntickets auf Plattformen zu posten und sie anderen Benutzern über die Facebook-Seite Treinkaartje delen'zugänglich zu machen. Die niederländische Initiative treinbuddy.nl hilft Bahnreisenden jemand mit einer Rabatt-Karte zu finden, um dann gemeinsam zu ermäßigten Preisen zu reisen.

 

Ein neuer Wirtschaftszweig?



In der Tat, Mobilitäts-Sharing-Plattformen werden angenommen und scheinen sehr gut zu funktionieren, aber sie sind nur ein kleines Fragment der riesigen Menge von Plattformen und Dienstleistungen, die derzeit im Internet zu finden sind. Wahrscheinlich kann alles, was Sie sich vorstellen, in der Online-Community geteilt werden: Bücher, Kleidung, Verpflegung, Ersatzräume, Werkzeuge und sogar Ihre Freizeit, in der Sie beispielsweise Aufgaben für andere Menschen erledigen können, wie auf Taskrabbit oder GoodGym. Die Unternehmen hinter diesen Plattformen, haben sogar eine gemeinsame Trägerorganisation, genannt Peers Incorporated.

Dinge mit Freunden und Nachbarn zu teilen, ist nicht neu, aber die modernen Informationstechnologien haben die Organisation der gemeinsamen Nutzung bequemer gemacht. Damit ist es auch leichter möglich unseren Kreis der vertrauenswürdigen Personen um völlig Fremde zu erweitern. Rachel Botsman von Collaborative Consumption weist in ihrem TED talk folgerichtig darauf hin, dass Vertrauen die Währung der Sharing Economy ist und unsere Online-Reputation zunehmend mehr an Bedeutung erfahren wird.

 

Wie viel Sharing brauchen wir, um den Klimawandel zu verhindern?


Photo by Luca Volpi (Goldmund100) / CC BY-SA 3.0

Der Trend zum Teilen entwickelt sich stark und ist in den USA es bereits eine Milliarden-Dollar-Industrie. In diesem Videovideo finden Sie einige interessante Darstellungen dazu. Aber wenn wir die Anzahl der Menschen, die schon an Sharing-Initiativen teilnehmen mit der Anzahl jener Menschen vergleichen, die dies nicht tun, oder die Zahl der Carsharing-Fahrten mit der Zahl der Solo-Autofahrten, wird deutlich, wie gering der Sharing-Anteil noch ist. Lässt sich daraus schließen, dass die Sharing Economy ist nur ein Hype ist? Oder ist es nur der Anfang eines völlig neuen Wirtschaftsmodells? Es ist noch zu früh, um diese Fragen zu beantworten, aber selbst wenn Hypes abklingen, behält in der Regel auf lange Sicht eine konstante Anzahl an Personen die Aktivität an einer Sache bei (siehe Gartner’s Hype Cycle). Daher kann man davon ausgehen, dass die Sharing-Technologie durchaus erhalten bleibt.

Ob der Trend sich schnell genug entwickelt, um den Klimawandel zu beeinflussen, ist völlig offen. Robin Chase, die Gründerin und Geschäftsführerin von Buzzcar, ist davon überzeugt, dass die Ansätze der Sharing-Economy unser soziales Gefühl für Gemeinschaft jedenfalls positiv beeinflussen. Lesen Sie das gesamte Interview hier full interview here. Robin Case ist nicht die Einzige, die in der Sharing-Economy umfangreiche gesellschaftliche Vorteile sieht. Das video aus dem US-Zentrum für einen neuen amerikanischen Traum erklärt die inverse Beziehung von Materialismus auf der einen Seite und dem Glück, positiven sozialen Werten und umweltfreundlichen Aktivitäten wie Fahrrad fahren auf der anderen Seite (sources). Um lokale Gemeinschaften bei der Einführung und Umsetzung der Sharing-Economy zu unterstützen, hat das US-Zentrum einen Umsetzungsleitfaden, New Dream Community Action Kit, herausgegeben.

 

Die Rolle der Städte und Gemeinden in der Sharing-Economy



Städte, Gemeinden und gesetzgebende Institutionen können einen entscheidenden Beitrag zum Erfolg von Sharing-Plattformen liefern. Sharing Economy passt oft nicht in den geltenden gesetzlichen Rahmen. Manche Angebote, wie z.B. air bnb - eine Plattform zur kurzfristigen Vermietung von Privatzimmer und –Wohnungen, verstoßen gegen vor allem steuerrechtliche Bestimmungen (z.B.: in New York), manche andere Städte - wie beispielsweise Amsterdam - unterstützen Initiativen dieser Art ausdrücklich. Der Knackpunkt ist, dass Sharing-Initiativen oft sogenannte Mikro-Unternehmungen sind, die Umsätze außerhalb des regulären Steuersystems machen.

In den USA ist bereits jeder dritte Erwerbstätige Freelancer, also freiberuflicher Mitarbeiter und Peer-to-peer-Plattformen werden zur Hauteinnahmequelle vieler Menschen.

Die US-amerikanische Konferenz der Bürgermeister hat eine Resolution zur Unterstützung von “Shareable Cities” unterzeichnet. Eines der Ziele der nationalen Plattform der Sharing-Economy in den Niederlanden - shareNL ist, dass der Amsterdamer Bürgermeister seine Stadt zur ersten Europäischen Sharing-City macht Europe’s first ‘Sharing City’. Forschungen Research belegen, dass trotz des schnellen Wachstums in den letzten beiden Jahren noch enormes Sharing-Potenzial in Amsterdam vorhanden ist. Mehr über die “sharing cities” erfahren Sie auf der Collaborative Consumption website.Auch die EU untersucht das Model der Sharing Economy und hat die European Sharing Economy Coalition ins Leben gerufen.

 

Die Wirtschaft der Gemeinschaften?


Photo by Kevin Simpson / CC BY-SA 2.0

Zusammenfassend kann folgendes, fast paradox klingendes, festgehalten werden:

Das Teilen, also Sharing, wird ein zunehmend erfolgreiches Geschäftsmodell bei gleichzeitiger Stärkung des Gemeinschaftsgefühls. Um das volle Potenzial dieses Models auszuschöpfen, ist es wichtig auch jene Personen, die weder Smartphone besitzen noch über einen regelmäßigen Internetzugang verfügen, einen Zugang zu ermöglichen. Dass diese Menschen nicht nur in einkommensschwachen Gesellschaftsschichten zu finden sind, zeigt ein aktuelles Forschungsprojekt zur Armut und sozialer Ausgrenzung in UK (http://www.poverty.ac.uk/).

Weitere Informationen zum Thema Sharing finden Sie im Internet bzw auf Twitter hier:

  • @instigating (Lisa Gansky, author of The Mesh) – http://meshing.it (with a mobility section) - see also Lisa Gansky’s TED talk about “the mesh”
  • @peoplewhoshare - www.thepeoplewhoshare.com
  • @shareable - www.shareable.net
  • @sharingeconomy
  • http://sharingsolution.com
 

Bevorstehende Veranstaltungen

 

Weitere Veranstaltungshinweise finden Sie im EPOMM - Kalender.

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